Unsere wöchentlichen Trainingszeiten stehen hier:
Eine ganz allgemeine Beschreibung: die Capoeira ist ein Kampftanz, entstanden in Brasilien mit Ursprüngen im afrikanischen Ńgolo.
Der Kampftanz Capoeira Angola ist ein afro-brasilianisches Kulturgut. Capoeira Angola kann als gelebte Tradition, als (Kampf-)sport, als Spiel oder als Kunstform verstanden werden. Den unterschiedlichen Stil-Richtungen ist gemeinsam, dass im Zentrum der Praxis der Capoeira-Kreis (die „Roda“) steht: zwei Capoeiristas interagieren in der Mitte, während die Personen im Kreis sie mit Gesang und Percussion begleiten. Zu den Percussion-Instrumenten gehört neben verschiedenen Trommeln auch das Berimbau, ein einsaitiges Instrument mit einer Kalebasse als Klangkörper. Mittels der Bewegungspraxis und der Capoeiralieder wird Gemeinschaft gefeiert und an den Befreiungskampf der versklavten Menschen in Brasilien während der Kolonialzeit erinnert. Seit 2014 trägt der Capoeira-Kreis den UNESCO-Titel „Immaterielles Weltkulturerbe der Menschheit“.
In der Escola Popular beschreiben wir Capoeira am liebsten als ein von Musik getragenes Spiel zweier Menschen, das jenseits von Kategorien wie Gewinnen und Verlieren stattfindet. Sie ist akrobatisch-kämpferisch, listig-neckend oder auch tänzerisch-expressiv – ein gemeinsames und zugleich freies Spiel zwischen zwei Personen. Unser Ansatz folgt dem Grundsatz der Gewaltfreiheit. Leichter Körperkontakt im Spiel ist möglich, aber zwingend ohne Verletzungsabsicht.
Capoeira Angola ist eingebettet in einen ganz eigenen kulturellen Kosmos und gleichzeitig weltweit verbreitet. Sie wird in den unterschiedlichsten Stilen und Ausprägungen praktiziert, die sich stark voneinander unterscheiden. So gibt es Gruppen, die die kämpferischen oder die tänzerischen Elemente stärker betonen und dabei eine unterschiedliche Gewichtung auf die Vermittlung kultureller Kontexte der Capoeira Angola legen.
Wir, in der Escola Popular, konzentrieren uns in Musik und Bewegungspraxis besonders auf die Kommunikation. Die Capoeira Angola ist für uns vor allem eine Kommunikationsform: Ein „Dialog ohne Worte“ zwischen zwei Personen, die in der „Roda“ (dem Kreis aus Capoeiristas und Zuschauern) interagieren, zwischen den Musiker*innen und Sänger*innen, die das Spiel begleiten und zwischen allen Menschen, die an der Roda teilnehmen und zur Stimmung beitragen.
Trainiert werden körperliche und räumliche Koordination, Kraft, Gleichgewicht, Beweglichkeit, Rhythmusgefühl, die Fähigkeit zu Improvisation und individuellem Ausdruck, Gesang und das Spielen der Perkussionsinstrumente. Im Fokus des Trainings stehen partnerbezogene Körperarbeit und kreative Improvisation in Bewegung und Musik. Das gemeinsame Capoeiraspiel und Eindrücke der Kultur Brasiliens fördern Gemeinschaft, Toleranz und den interkulturellen Dialog.
Wir versuchen mit unserer Arbeit in den festen Gruppen, in Schulprojekten, Workshops und bei Auftritten im öffentlichem Raum etwas zum Frieden in der Welt beizutragen. Wir glauben, dass Frieden nur dort stattfinden kann, wo Menschen gelernt haben, mit ihren Gefühlen umzugehen. Aggressionen und Wut sind Teile unserer Gefühlswelt, die uns als Menschen ausmacht. Wir glauben, dass wir diese Gefühle nicht unterdrücken sollten, sondern lernen, mit ihnen umzugehen. Mit Hilfe des pädagogischen Rahmens, den wir innerhalb unserer Trainings und in den Workshops schaffen und der Capoeira Angola als pädagogischem Medium, tauchen wir ein in den schmalen Grad zwischen Fordern und Überfordern, zwischen Konkurrenz und Kooperation. Der einzigartige, ambivalente Charakter der Capoeira ermöglicht ein ganzheitliches Erleben menschlicher Beziehungen in einem geschützten Rahmen. In klaren Grenzen schaffen wir einen Raum, in dem essentielle menschliche Umgangsweisen thematisiert und verhandelt werden. Eine sportlich-spielerische Auseinandersetzung mit der Frage, wo Frieden eigentlich beginnt.
In der Arbeit mit Kindern blicken wir auf eine 20-jährige Erfahrung zurück, welche im deutschsprachigen Raum einmalig ist. Seit einigen Jahren widmen wir uns verstärkt der Netzwerk- und Weiterbildungsarbeit in den professionellen Kontexten der Kinder-Capoeira-Lehrer*innen.
Unser spielerisches Konzept aus Bewegung, Rhythmus und Gesang bietet großen und kleinen Kindern ein abwechslungsreiches Event. Mit einer guten Mischung aus Gruppen-, Partner- und Einzelaktivitäten bauen wir Schritt für Schritt motorische und interaktive Kompetenzen auf. Der erlebnisorientierte Charakter bereichert den Erfahrungsschatz und trägt zur Persönlichkeitsbildung bei.
„Der Mensch spielt nur,
wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist,
und er ist nur da ganz Mensch,
wo er spielT.“
Friedrich Schiller, deutscher Schriftsteller & Philosoph (1759 – 1805)
Das Erleben steht in unseren Kursen im Vordergrund. Die Kinder können Kraft ihrer Phantasie in die Rolle von Capoeiristas schlüpfen. Bewegungen werden spielerisch über Bilder aus der Tier- und Pflanzenwelt vermittelt. Da schwingt ein Kind sein Bein wie ein Rochen seinen Stachel und ein anderes taucht als flinker Krebs darunter durch, angefeuert vom Rhythmus der Trommeln und dem Gesang seiner Mitspieler*innen.
Geht es einmal zu heiß her, dann wird aus dem Kampf auch mal ein Tanz und eine akrobatische Einlage jagt die nächste. Nach einer kurzen Pause zur Stärkung begeben wir uns in den Dschungel, auf der Suche nach dem großen Schatz der alten Meister. Dabei lernen die Kinder spielerisch ihre Bewegungen zu koordinieren, bauen ihre Motorik aus und entwickeln ihre Musikalität.
Beim Training wird den Kindern auch die Vielseitigkeit der Capoeira Angola näher gebracht. Die geschichtlichen Hintergründe und die Herkunft von Capoeira Angola sind dafür eine wichtige Ausgangsbasis. Die Kinder sollen sich mit der Musik, dem Tanz und den unterschiedlichen Instrumenten der Capoeira beschäftigen. Im Mittelpunkt steht das Spiel der Capoeira Angola. Hierfür erlernen die Kinder die Regel des Capoeira-Kreises und unterschiedlichste Bewegungsabläufe, die im Einklang mit der dazugehörigen Musik stehen. Dieses Frage- und Antwortspiel aus Angriff und Abwehr fördert bei den Spielenden eine aufmerksame Haltung, Körperbeherrschung, Gespür für Rhythmus, Respekt und Empathie.